Das Leben findet einen Weg

Ein evolutionärer Schachzug ist es, körperliche Existenz als einmalige Chance zu sehen. Für die Ego-Vorstellung ist das augenblickliche Dasein in einem menschlichen Körper tatsächlich einmalig und ganz besonders verteidigungswert. Natürlich sollte die Lebensform „Mensch“ als besonderes Geschenk gewürdigt und mit Liebe gepflegt werden. Einen Körper bewohnen zu dürfen, ist ein Geschenk der ganz besonderen Art!

Die Evolution hat das „Ego“ erfunden, um jedem Bewohner eines Körpers die Vorstellung einer vom Ganzen abgetrennten Wesenheit zu suggerieren, die sich gegen den Rest der Welt verteidigen muss. Nur durch diesen Wettbewerb mit anderen Wesen und mit den Kräften seiner Umwelt, können sich widerstandsfähige und dem Überleben zuträgliche Eigenschaften weiter entwickeln. Das ist das Prinzip der Evolution, das sich auf der Ebene  körperlichen Daseins zeigt.

Die körperliche Ebene ist von Kampf dominiert. Fressen und gefressen Werden, ist der Alltag körperlicher Lebensformen. Der Stärkere überlebt.

Dennoch hat Leben auch andere Ebenen, die ganz anders funktionieren. Da ist die Ebene, auf der Leben streng kooperativ verfährt, ohne dabei jemals den Gedanken an Kampf aufkommen zu lassen. Würden die Zellen, aus deren Gemeinschaft sich das Gebilde „Körper“ zusammensetzt gegeneinander kämpfen, würden es Körper nicht einmal bis zur Geburt schaffen. So aber kooperieren sie noch viele Jahrzehnte nach der Geburt in einem wunderbaren Körper.

Es scheint, dass körperliches Dasein ein Experimentierfeld ist, auf dem das Leben nach Wegen sucht. Gewinner in der Geschichte des Lebens sind immer die anpassungsfähigsten Lebensformen gewesen. Es waren diese Formen, die sich am besten in den Kreislauf und an die Gesetzmäßigkeiten irdischer Verhältnisse anzupassen wussten und sich dadurch mit dem Ganzen im Gleichgewicht hielten.

Dinosaurier scheiterten an ihrer Größe und Trägheit und an ihrer Abhängigkeit von klimatischer Stabilität. Die Lebensform der Säugetiere konnte sich durch ihre gute Anpassungsfähigkeit weiterentwickeln.

Neandertaler scheiterten an ihrer mangelnden Anpassungsfähigkeit an die sich verändernden klimatischen Verhältnisse und die damit einher gehenden Veränderungen ihrer Lebensräume.

Betrachtet man den Homo Sapiens, dann wäre es möglich, dass er am „Konstrukt Ego“ scheitert, das ihn vollständig im Prinzip des Kampfes stagnieren lässt. Ego kümmert sich nicht darum, was am kooperativsten ist, sondern es ist darauf fixiert, wie ein Individuum die größten Vorteile gegenüber anderen Individuen erstreitet und es grenzt sich selbst mitunter vollständig aus dem Prinzip Kooperation aus und schafft dadurch Ungleichgewicht im Ganzen.

Das Leben wird einen Weg finden. Es wird Kampf und Wettbewerb sicherlich noch nicht verbannen, aber es wird die absolute Priorität auf Kooperation und Anpassungsfähigkeit legen.

Anpassungsfähigkeit bedeutet, neue Wege zu gehen, anstatt den Versuch zu unternehmen, Veränderungen und daraus entstehende Probleme in Trägheit auszusitzen. Es bedeutet aber auch, das ungeheure Potential einer Gemeinschaft zu nutzen, um kooperativ zu sein und Kräfte zu bündeln.

Das Leben hat niemals gegen irgendetwas gekämpft. Es hat immer Neues gefunden und damit das Alte überflüssig gemacht.

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